DENKEN ÜBER DAS DENKEN
Denken ist Teil unseres Lebens - so sehr, daß wir uns
unser Leben ohne Denken gar nicht vorstellen könnten.
In vielen wissenschaftlicher Disziplinen wird über Denken
und damit Zusammenhängendes geforscht. Denken über
Denken ist - explizit oder implizit - in allen Kulturen der Welt
zuhause. Wichtige Einsichten sind dabei entstanden. Unzählige
Publikation liegen vor.
Stellt man die darin enthaltenen Aussagen nebeneinander, kann
man nur darüber staunen, wie stark die Interpretationen
davon, was Denken ist und was im Denken vor sich geht voneinander
abweichen.
Wir wollen verstehen,
- wie wir denken und
- wie unsere Denkweisen unser Leben beeinflussen.
Daher haben wir uns entschlossen, dieses Experiment zu starten
und laden Sie ein, daran mitzuwirken.
Vorstellungen vom Denken
Beim Denken über das Denken haben verschiedene Kulturen
und Disziplinen verschiedene Denkweisen und Denkmuster entwickelt
und verwenden Wörter, um darüber zu sprechen. Komplexe
Vorstellungen sind mit diesen Wörtern verbunden.
Viele dieser Vorstellungen über das Denken "enthalten
einen erheblichen Teil Wahrheit" (um eine Formulierung Werner
Heisenbergs auf unseren Kontext zu übertragen). Aber sie
passen einfach nicht zusammen. Und sie ergeben auch - zusammengenommen
- kein kohärentes Bild davon, wie Denken funktioniert.
Wir meinen, daß die Vorstellungen, die - in verschiedenen
Kulturen und Disziplinen - im Denken über das Denken vorkommen,
genau so unvoreingenommen und konsequent geprüft werden
sollten, wie die Wissenschaften unsere Alltagsvorstellungen hinterfragen.
Fokussierte Felder
Ludwig Wittgenstein sagt im Vorwort zu den Philosophischen
Untersuchungen: Die »Natur der Untersuchung ... zwingt
uns, ein weites Gedankengebiet, kreuz und quer, nach allen Richtungen
hin zu durchreisen.«
In unserem Falle umfaßt dieses Feld insbesondere
- wie Inputs, die Menschen aus ihren Umwelten erhalten - transformiert
und weiterverarbeitet - zu jenen Prozessen beitragen, die wir
unter "Denken" zusammenfassen
- den denkenden Umgang von Menschen mit der Welt und mit sich
selbst
- wie Menschen lernen, sich Meinungen bilden und Werte entwickeln
- wie Menschen miteinander kommunizieren können
WIE wir denken WAS wir denken
Wie Menschen die Welt und sich selbst denken, hat Einfluß
auf alles, was sie tun. Auch Einfluß darauf, was sie denken.
Mit anderen Worten: WIE wir denken beeinflußt WAS wir denken.
Ein wichtiger Teil dieses WIE dürfte darin bestehen,
daß Menschen wohlbekannte Vorstellungen mit dem verbinden,
was sie zu verstehen suchen.
Wir vermuten, daß manche der Denkfehler, die sich im
Denken über das Denken seit Jahrhunderten halten, unter
solchen Vorstellungen zu suchen sind, an die wir uns alle nur
zu gut gewöhnt haben. Einige der Denkmuster, die im Denken
über das Denken regelmäßig zur Interpretation
herangezogen werden, werden daher im Laufe dieses Experiments
im Detail durchdacht und - wo erforderlich - durch Alternativen
ersetzt werden müssen.
Wir vermuten, daß manche der Denkfehler, die sich im
Denken über das Denken seit Jahrhunderten halten, unter
solchen Vorstellungen zu suchen sind, an die wir uns alle nur
zu gut gewöhnt haben. Einige dieser Denkmuster, die im Denken
über das Denken mitschwingen und es oft weitgehend bestimmen,
werden daher im Detail durchdacht werden müssen.
Wo sie sich als fehlleitend erweisen, wird - im Laufe dieses
Experiments - versucht werden, Alternativen zu entwickeln.
VORLÄUFIGER GRUNDANSATZ DES EXPERIMENTS
Im Folgenden stellen wir einige solcher alternativer Denkmuster
vor, die wir für Zwecke dieses Experiments - vorläufig
- zum Grundansatz machen.
Denken ist Prozesse
- Leben - Menschen - Denken - sind alles Prozesse
- Jeder Prozeß ist einzigartig
- Denkprozesse verändern involvierte Strukturen
- Es gibt keine >Denkgegenstände< - nur Denkprozesse
Denken - im weitesten Sinne des Wortes
Das Wort "Denken" wird im Rahmen dieses Experiments
mit einer viel umfassenderen als den üblichen Bedeutungen
verwendet und schließt insbesondere ein:
- alle Arten von Vorstellungen, die im Zuge der Wahrnehmung
und des Denkens entstehen
- bewußte und nichtbewußte Prozesse
- intentionale und nichtintentionale Prozesse
- verbales und nichtverbales Denken
- erfahren - lernen - wissen
Zu dieser Verwendungsweise von "Denken" haben wir
uns insbesondere aus folgenden Gründen durchgerungen:
- Das Spektrum von Phänomenen, die in der Alltagssprache
als "Denken" bezeichnet werden, ist schon viel breiter
als im wissenschaftlichen oder philosophischen Sprachgebrauch.
- Ein Denkprozeß ist ein sehr komplexer Vorgang. Er setzt
sich aus unzähligen Interaktionen - sowohl gleichzeitig/parallel
als auch über die Dauer der Sequenz - zusammen. Zerschnitten
ist es nicht mehr derselbe Prozeß.
- Jeder weniger umfassende Gebrauch des Wortes "Denken"
würde viele jener Prozesse (bzw. große Teile von Prozessen),
deren Ergebnisse wir verstehen wollen, aus der Betrachtung ausschließen.
- Der - weitgehend übliche - Gebrauch verschiedener Wörter
für verschiedene Teilwelten des gesamten Bereiches verleitet
dazu, das jeweils Herausgeschnittene als etwas von allem übrigen
Getrenntes zu behandeln - was sich an der Verwendung der Wort
"Erfahrung" und "Wissen" beispielhaft zeigen
läßt.
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